Ableitung und Bedeutung des Wortes Yoga
Dass Yoga ein sehr vielschichtiger Begriff ist, wird beim Studium der gängigen Yoga-Literatur deutlich.
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „yoga“, der aus der indischen Sanskritsprache stammt und von der Verbalwurzel „yui“ abgeleitet wird, das Anschirren von Zugtieren vor einen Wagen. Später wurde auch das bei dieser alltäglichen Handlung verwendete Instrument – das Joch – mit dem Terminus „yoga“ belegt. Yoga fügt also etwas zusammen, stellt eine Einheit her und erlaubt gleichzeitig eine Kontrolle über die Antriebskräfte.
In den Upanischaden, alten indischen Schriften, heißt es sinngemäß, dass der menschliche Körper das Fahrzeug der Seele sei, und die menschlichen Sinne zunächst wie wilde Tiere seien. Sie müssten vereinigt und gelenkt werden, damit der Mensch mit seinem Fahrzeug zur Selbst-Verwirklichung gelangen könne.
Im Laufe der indischen Kulturgeschichte wandelte sich die Bedeutung allmählich, und Yoga wurde zum Oberbegriff für eine Fülle von Techniken und Methoden.
So sagt Mahadev Desai in seiner Einführung in die Bhagavad-Gita [1], dass das Wort „Yoga“ das Anjochen aller Kräfte des Körpers, des Verstandes und der Seele an Gott bezeichne. Yoga setze die Zucht des Denkens, des Bewusstseins, der Empfindungen, des Willens voraus. Es bedeute Ausgeglichenheit der Seele, die den Menschen befähige, gleichmütig das Leben in allen seinen Aspekten zu betrachten. (vgl. Fuchs, 1990; Iyengar, 2005)
Der Indologe Erich Frauwallner definierte 1953 in seinem Buch Yoga folgendermaßen:
Unter Yoga versteht der Inder das Streben, vermittels systematischer Schulung des Körpers und Geistes auf dem Wege innerer Sammlung durch unmittelbares Schauen und Erleben die erlösende Erkenntnis oder die Erlösung selbst zu erlangen. Er ist also keine Lehre, sondern eine Methode, und kann als solche mit den verschiedensten Lehren in Verbindung treten. (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. (BDY), 1994, S. 1)
Die Bhagavad-Gita zählt als heilige Schrift zu den bedeutendsten Texten der indischen Kultur.