Als Mitte der siebziger Jahre erstmals Yoga wie eine Welle über Deutschland herein brach, sprach der Spiegel noch abfällig von Hausfrauengymnastik. Und das Hamburger Nachrichtenmagazin titelte 1975: „Volkssport Yoga – Heil aus dem Osten?“ Das Fragezeichen zeugt noch von einem soliden Misstrauen.
Doch es hat die Massen nicht abhalten können, sich mit Yoga zu befassen. Als der Spiegel-Artikel erschien, gab es in Deutschland gerade einmal rund hunderttausend Menschen, die sich für die Übungen der indischen Yogis interessierten. Heute sind es über 3 Millionen Deutsche, die regelmäßig Yoga praktizieren. Aus etwa 2000 Yogalehrern, die Ende der achtziger Jahre gezählt wurden, sind inzwischen mehr als 10.000 geworden.
Doch was ist das Besondere an dieser jahrtausende alten indischen Lehre?
Dabei geht es im Yoga nicht nur darum, dass man jeden Tag auf der Matte steht, kniet, sitzt oder liegt und einige „verrückte“ Stellungen einnimmt.
Vielmehr präsentiert sich Yoga als ein ganzheitlicher Übungsweg, der dabei an drei wesentlichen Ebenen ansetzt: der des Körpers, des Atems und des Geistes. Das Besondere an Yoga ist die Verbindung dieser drei Ebenen der menschlichen Existenz mittels Übungen. Yoga ist eine Methode, den Geist mit Hilfe von Körper- und Atemübungen zu beruhigen, zu sammeln und zu zentrieren. Klarheit im Geist zu gewinnen, verschafft die Möglichkeit zu einem besseren Selbstverständnis, zu mehr Kompetenz und Eigenverantwortung. Zu einer solchen Kompetenz zählt es, den Körper deutlicher zu verstehen und wahrzunehmen. Somit lassen sich erste Anzeichen eines Ungleichgewichts frühzeitig erkennen und darauf reagieren, bevor sie sich zu ernsthaften Problemen entwickelt haben.
Aber selbst wenn schon eine Störung aufgetreten ist, kann Yoga für den Betroffenen von großem Nutzen sein. Das regelmäßige Üben von Yoga stärkt den Körper von innen, regt seine natürlichen Abwehrkräfte an, lindert Schmerzen und wendet sich den Ursachen, nicht nur den Symptomen der Beschwerden zu. Somit ist das Praktizieren von Yoga vor allem auch bei solchen Störungen sinnvoll, deren Ursachen im Bereich der psychischen Erlebnisverarbeitung liegen.
Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Yoga einen Beitrag dazu liefern kann, die menschliche Gesundheit wiederherzustellen und zu erhalten, was in den letzten Jahren immer mehr in das Blickfeld der wissenschaftlichen Forschung gerückt ist.
Dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
Zur Einschätzung des Potentials von Yoga in der Gesundheitsvorsorge wurden die Präventionsprinzipien des § 20 Abs. 1 SGB V herangezogen, weil diese auf eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes zielen, kontinuierlich an neue Erkenntnisse angepasst werden und an der Förderung präventiver Maßnahmen maßgeblich beteiligt sind.
Die Effektivität von Yoga im Bereich der Therapie und Rehabilitation soll in erster Linie anhand von sieben bedeutenden Zivilisationskrankheiten aufgezeigt werden, deren Beeinflussbarkeit durch Yoga in ausreichendem Maße durch wissenschaftliche Studien evaluiert wurden.
Die vorliegende Arbeit ist in zwei große Bereiche gegliedert: Während im ersten Teil eine Einführung in die theoretischen Hintergründe der Prävention, der Therapie und Rehabilitation und des Yoga geliefert wird, beschäftigt sich der Hauptteil mit der Bedeutung des Yoga in der Prävention, Therapie und Rehabilitation.
Es wurde hier eine vereinfachte, dem internationalen Gebrauch entsprechende Schreibweise ohne diakritische Zeichen verwendet. Die indischen Worte wurden dabei linguistisch möglichst korrekt in die lateinische Schrift überführt und durch Kursivschrift hervorgehoben.